Im September 2016 erschien mein Roman "Atemhaus" in der edition ad artem. Die sechsundzwanzig in diesem Band abgebildeten zeichnerischen Resonanzen stammen von Stefan Noss. Sie zeigen einen Ausschnitt aus dem gleichnamigen Werkzyklus „Atemhaus“, der in enger Auseinandersetzung mit Motiven und Szenen des Romans entstanden ist.

 

Der auf einer wahren Geschichte beruhende Roman "Atemhaus" erzählt die Geschichte des 1961 in Colombo/Sri Lanka geborenen Singhalesen Mohan de Silva. Mohan wird in einem Slumviertel Colombos groß. Hier regieren die Armut und das Recht des Stärkeren. Dennoch ist es eine Welt tiefer Spiritualität. Mohan erlebt die Wirklichkeit als ein feines, vernetztes Gewebe, als energetischen Fluss, der sich ihm in der konzentrierten Öffnung für den gegenwärtigen Moment offenbart. Politische und persönliche Umbrüche zwingen ihn, Sri Lanka zu verlassen. Er kommt nach Deutschland, wo er sich viele Jahre wie ein Fremdkörper bewegt bis zu dem Tag, an dem er Selma, einer jungen Ärztin, begegnet. Fernöstlich-ganzheitliches und westlich-analytisches Denken und Fühlen treffen aufeinander. Zwischen den beiden entsteht trotz aller Differenzen eine außergewöhnliche Freundschaft. Selma beginnt neu, das Leben in seiner Tiefe zu fühlen und wahrzunehmen. Symbol für diese Hingabe an den Augenblick ist der Atem. Die Freundschaft der beiden wird zum „Atemhaus“, einem spirituellen Zuhause und Kraftort jenseits von Dogmen und religiösen Bekenntnissen, zu dem es aus der einen wie aus der anderen Kultur heraus Zugänge gibt. Mohan ist mit der Selbstverständlichkeit dieser Zugänge groß geworden, Selma entdeckt sie im Kontakt mit Mohan als vergessenen Teil ihrer eigenen christlich-abendländischen Identität wieder. Die beiden begeben sich auf eine spannende, innere Reise, gemeinsam entdecken sie die gestalterische Kraft des Herzens und vertrauen sich ihr mehr und mehr an. Diese Kraft eröffnet  Mohan nach über achtzehn Jahren die Möglichkeit, nach Sri Lanka zurückzukehren. Seine und Selmas Wege trennen sich. Es bleiben der tiefe Dank für eine lebensverändernde Freundschaft und die Gewissheit einer Verbundenheit in einem pulsierenden Haus aus Atem und Liebe.

 

Biographie als Lebensentwurf

Das Wort Biographie stammt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich übersetzt „Leben schreiben“. Biographieschreiben ist ein kreativer Prozess, in dem aus den unendlichen Möglichkeiten, die ein Leben an Material des Erzählens liefert, durch Reduzierung und Komposition des Erlebten nach und nach ein Lebensentwurf entsteht.

Es ist eine wunderbare Möglichkeit, mit sich selbst auf Reisen zu gehen und mit dem vertraut zu werden, was man so selbstverständlich als „Ich“ bezeichnet – und auch andere damit vertraut zu machen.

Ich biete sowohl Begleitung des eigenen Schreibprozesses an, als auch - in engem persönlichen Austausch - das Abfassen Ihrer Biographie.

Persönlicher Bezug

Schon als Jugendliche faszinierten mich Biographien in ihrer Verwobenheit von Geschichte,  Zeitgeist und Individualität. Während meiner Tätigkeit als Vikarin und Pfarrerin kam ich in intensiven Kontakt mit einer Vielzahl von Schicksalen quer durch alle gesellschaftlichen Schichten. Im Kontext meiner Trauerreden begann ich erstmals, Biographien aufzuschreiben. Zeitgleich fing ich an, in größerem Format an diesem Thema zu arbeiten. 1999 wurde im Peter Hammer Verlag unter dem Pseudonym Freya Wiese die von mir niedergeschriebene Lebensgeschichte der Türkin Fatma Bläser veröffentlicht, die seither in mehreren Auflagen und Verlagen unter dem Titel  HennaMond erschienen ist. Interkulturelle und interreligiöse biographische Kontexte haben mich seitdem immer wieder inspiriert.

Mich hält kein Band,

mich fesselt keine Schranke,

frei schwing ich mich durch alle Räume fort.

Mein unermesslich Reich ist der Gedanke

und mein geflügelt Werkzeug ist das Wort.

Friedrich Schiller

 

Das Gefieder der Sprache

streicheln.

Worte sind

Vögel.

Mit ihnen

davonfliegen.

Hilde Domin

Im Anfang war das Wort ...

alle Dinge

sind durch dasselbe

gemacht worden.

Johannesevangelium